Tobias Rihs – der Flugverweigerer in unserem Stiftungsrat

Tobi Rihs, studierter Architekt, startete seine Karriere 1999 im Gastronomie- und Wellnessbereich. Seit sieben Jahren lebt er in Portugal. Im Hitzesommer 2018 wurde ihm die Aktualität des Klimawandels und die Dringlichkeit des unmittelbaren Handlungsbedarfes richtig bewusst. Im selben Jahr starb sein Vater Andreas Rihs und hinterliess ihm und seinem Bruder ein grosses Vermögen, welches er nun in naturnahe und nachhaltige Projekte investiert.

Claudia   •   22.03.2022

Tobias Rhis Clima Now

Tobi, was bedeutet Clima Now für dich und wieso machst du mit?

Über einen Verwandten habe ich die Meili-Brüder getroffen und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Klima ist für uns ein grosses Thema und wir wollten gemeinsam etwas Grösseres anstossen. Sie haben dann noch Ruedi Gerber ins Boot geholt und so haben wir die Clima Now gegründet.

Ich sehe mich als Investor, der Dinge anstösst, die sich dann weiterentwickeln, ohne dass ich alles über längere Zeit begleiten muss. Ich wohne am weitesten weg und freue mich, dass Clima Now so schnell eine Eigendynamik angenommen hat. Bei so einer Stiftung ist es ja auch das Ziel, dass sie unabhängig von den Stiftungsgründern laufen kann. Ideal wäre, wenn wir an das 1% der Schweizer Bevölkerung herankommen, das erbt pro Jahr. Da liegt für uns das meiste Potenzial, um zu wachsen.

Ich wünsche mir, dass wir Zähne zeigen, ein klares Profil haben und nicht schweizerisch vorsichtig sein. Das Thema ist zu dringend, als dass wir nicht expressiver werden müssten!

 

Wo siehst du die grössten Herausforderungen in der Bekämpfung des Klimawandels?

Gesellschaftliche und individueller Wandel ist das absolut grösste Hindernis. Das Umdenken und Konsumverhalten der Menschen stehen uns im Weg. Ich sehe das bei mir selbst: ich tue viel für das Klima, aber habe durchaus Freude am Konsumieren. Konsum kann ja nicht nur verteufelt werden, es ist ja auch der Ursprung für viele Freuden. Es kann auch etwas Kreatives sein, zum Beispiel ich als Architekt baue gern, das ist eine schöne Arbeit. Bauen verursacht aber leider sehr viel CO2.

Wir sind bereits die zweite oder dritte Generation, die mit dem Überfluss aufwächst. Konsum ist so selbstverständlich, dabei müssten wir 80% des Konsums einschränken, um das CO2 Niveau in der Luft auf ein sicheres Level zu begrenzen. Da sehe ich ehrlichgesagt etwas schwarz.

Unsere Welt ist vollgemüllt und man müsste für alles neue Lösungen finden, um zirkulär zu werden. Am besten würden Wirtschaft und Industrie nur Produkte anbieten, die CO2-neutral sind oder alles recycelbar machen.

Das ist ein grosses Vorhaben alles zu verändern, zusätzlich zum individuellen Verzicht – das geht nicht alles auf einmal, aber irgendwo müssen wir anfangen, auch bei uns selbst.

Tobias Rhis Clima Now

Siehst du auch Chancen in Bezug auf den Klimawandel, wenn sich etwas ändern würde?

Innovative Ideen und nachhaltige Ideen haben jetzt natürlich mehr Chancen, dass sie erfolgreich werden (wirtschaftlich gesehen). Natürlich würde ich mir eine Umstellung im Denken und Handeln der Menschen wünschen, um das Konsumverhalten zu ändern. Dafür müsste etwas völlig Neues entstehen: wie wir leben, wofür wir Geld ausgeben, was wichtig ist. Ich hoffe, das passiert schnell genug. Die Klimakrise ist wie ein Frosch im kalten Wasser, das immer heisser wird und er springt nicht heraus – irgendwann ist er gekocht.

 

Was tust du selbst gegen den Klimawandel (ausser Clima Now)? Siehst du dich als Klima-Aktivist?

Ja, ein bisschen schon. 2018 wurde mir im Sommer in Frankreich bewusst, dass wir schon mitten im Klimawandel stecken. Es war viel zu heiss und wir wissen nicht was noch kommt! Da habe ich begonnen bei den Klima-Demos mitzumachen. Leider sind die mit Corona etwas eingeschlafen, ich hoffe sehr, dass das wieder in Fahrt kommt.

Ausserdem habe ich in Zürich für die Gletscherinitiative Unterschriften gesammelt. Es war toll, auf der Strasse mit engagierten Menschen zusammenzukommen und tat gut, sich selbst aktiv ins Thema einzubringen. Da habe ich dann auch für mich entschieden nicht mehr zu fliegen. Ich hatte das dann öffentlich gemacht, in der Hoffnung andere zu inspirieren.

Ich sehe auch ein bisschen als Aktivismus, dass ich mein Erb-Vermögen durch Clima Now in Klimaprojekte einsetze.

Tobias Rhis Clima Now

Was wünschst du dir für unsere Gesellschaft in Bezug auf das Klima?

Die Menschen müssen wieder die Verbindung zur Natur und Umwelt finden und erst dann können sie das Denken und alles ändern. Die ganze CO2-Rechnerei kommt aus einem rationalistischen Weltbild, das überhaupt erst dazu geführt hat, dass wir da sind, wo wir jetzt sind. Bei den Ureinwohnern sieht man das ja, dass das Gefühl Teil von etwas Grösserem zu sein, noch da ist.

Wir müssen verstehen, dass wir Teil eines Organismus sind, aber eben auch nur ein Teil.

Das ist auf einer spirituellen, emotionalen Ebene und ein Gegensatz zum Individualismus. Meiner Meinung nach ist der individuelle Lebensstil vorbei. Ich glaube es funktioniert nur dann.

 

Was ist deine Message an unsere Community?

Fang bei dir selber an! Überlege dir, was du selbst beitragen kannst und erwarte nicht, dass das Problem von anderen gelöst wird. Sei der positive Pilz, der sich ausbreitet und inspiriere andere mit dem was du machst.

Tobias Rhis Clima Now

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