Ernährung und Klimawandel
Ernährung hat nicht nur grossen Einfluss auf unser individuelles Leben – sie hat ebenso grossen Einfluss auf unseren Planeten. Die Art und Weise, wie wir Nahrung erzeugen und nutzen hat immense Wirkung auf unser Klima, die Biodiversität und unser Zusammenleben.
Claudia • 25.05.2022
Der Agrar- und Nahrungsmittelsektor ist verantwortlich für 70% des globalen Wasserkonsums pro Jahr und ist überdies für einen Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Entlang der Lieferkette von Herstellung bis zum Endkonsumenten, gibt es zusätzliche Problematiken, die Ernährung zu einer der grössten Belastungen der Umwelt machen, sowohl auf systemischer als auch auf individueller Ebene. Die gute Nachricht ist: auf allen Ebenen können wir ansetzen, um daran etwas zu ändern. Wir von Clima Now möchten den Wandel in der Gesellschaft antreiben, insbesondere beim Thema Ernährung. Daher unterstützen wir verstärkt Projekte in diesem Sektor. Wir geben hier einen Überblick über die wichtigsten systemischen Faktoren beim Thema Ernährung und die Clima Now Held*innen vorstellen, die sich dagegen einsetzen.
Landwirtschaft
Landwirtschaft hat einen Einfluss auf das Klima, ist aber genauso auch davon betroffen. 40-50% der Erdoberfläche werden allein für Landwirtschaft genutzt. Ein Drittel davon wird durch Tierhaltung beansprucht, ein weiteres Drittel durch Futtermittelproduktion für diese Tiere. Das restliche Drittel, auf dem Ackerbau betrieben werden kann, verringert sich jährlich durch Erosion. Zusätzlich bedroht sind Landflächen von Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen, die durch den Klimawandel wiederum zunehmen. Dazu kommen Kriege, die den Export und die Transportwege zusätzlich behindern (hier unser Beitrag zu Versorgungssicherheit während dem Krieg).
Das alles zeichnet ein düsteres Bild, weshalb wir von Clima Now hier einen Schwerpunkt für Förderprojekte gesetzt haben. Ein solches ist das «Hoflabor» von SlowGrow, die sich nichts weniger als Ziel gesetzt hat als regenerative Landwirtschaft grossflächig umzusetzen. Bei regenerativer Landwirtschaft wird die Bodenbiologie gefördert, Ökosysteme wieder hergestellt und so ein Kreislauf geschaffen, in dem der Boden nicht abgenutzt wird, sondern sich reguliert – ohne Ertragsverluste und ohne Zusatz von chemischen Düngern. Ein gesunder Boden ist in der Lage CO2 aufzunehmen, was Landwirtschaft sogar klimapositiv werden lassen könnte.
Transport
Wie schädlich vor allem Flug-Transport fürs Klima ist, dürfte mittlerweile klar sein. Dass das auch den Transport von Lebensmitteln betrifft, unterstreicht die Notwendigkeit so lokal wie möglich einzukaufen und zu konsumieren. Am meisten in die Schweiz importiert werden Obst und Gemüse, Kaffee, Lebensmittelzubereitungen und Milchprodukte. Hinzu kommen die ganzen Verpackungen, die in Europa über 80 Millionen Tonnen Abfall jährlich betragen (Take-Away-Behälter nicht mitgerechnet).
Blue Farm, ein von unseren Investments, entwickelt Hafermilch zum Anrühren mit Trinkwasser, was nicht nur pflanzliche Milchalternative aus Europa anbietet, die in Pulverform das Gewicht und somit Transportemissionen verringert, sondern so auch Verpackungsmaterial reduziert und dadurch seit seiner Gründung bereits über 490’000 Getränkekartons eingespart hat.

Blue Farm hat einen Ticker, wieviel Getränkekartons bereits durch ihre pulverisierte Hafermilch gespart wurden
Vertrieb / Supermärkte
Einen Grossteil unserer Ernährungsentscheidungen treffen wir beim Einkaufen. Die meisten Supermärkte arbeiten mit Labels um erkennbar zu machen, was saisonal, lokal, bio und nachhaltig ist. Was ein grosses Problem darstellt ist Foodwaste: die unglaubliche Menge von einem Drittel aller Lebensmittel werden weltweit weggeschmissen. In der Schweiz entspricht das 2.6 Millionen Tonnen. Darunter fällt nicht etwa nur Verdorbenes, sondern auch «Zweitklasse-Gemüse», das einfach nicht schön genug ist, um im Supermarkt verkauft zu werden. Das Projekt ACKR, das es im Rahmen von Spotlight 2021 bis auf unsere Wall of Fame brachte, möchte genau dagegen vorgehen, indem sie das weniger perfekte, aber ebenso leckere Gemüse, das es gar nicht erst in den Supermarkt schafft, nehmen und weiterverarbeiten.
Die Ansätze von ACKR, Blue Farm und dem HofLabor können eine wichtige Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, dass wir Ernährung auch anders denken können. Es ist entscheidend, innovative und langfristig nachhaltige Ideen unterstützen – sowohl finanziell als auch gesellschaftlich. Indem wir alle Lösungen unterstützen, die sich den Emissionen und der Verschwendung in Bezug auf Herstellung, Transport und Vertrieb von Lebensmitteln entgegenstellen, können wir unsere Hebelkraft nutzen und einiges bewirken.
Zu den weiteren Hebeln von Clima Now